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22.06.2001 USA

Fortschritt in der Präimplantationsdiagnostik? Nun werden Embryonen mit Anlagen zu Krebserkrankungen ausgesondert und getötet

Wissenschaftler am Reproductive Genetics Institute in Chicago haben die umstrittene Präimplantationsdiagnostik (PID) so angewendet, dass Embryonen mit bestimmten Anlagen für Krebserkrankungen ausgesondert und vernichtet wurden. Dies berichtete die medizinische Fachzeitschrift British Medical Journal in ihrer Nummer vom 23. Juni 2001. Es handelt sich um die gleiche Forschergruppe, welche eine spezielle Variante der Präimplantationsdiagnostik (PID) anwendet, wo die zu untersuchenden Zellkerne aus Embryonen mit Hilfe von "entkernten" Mauseizellen geklont werden.

Die Pioniere um Yuri Verlinsky haben nun PID beim vererbbaren Li-Fraumeni Syndrom angewendet, das aufgrund einer Mutation eines bestimmten Gens für verschiedene Formen von Krebs verantwortlich ist. Menschen mit dieser Mutation erkranken mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % mit 30 Jahren an Krebs, während sie mit 60 Jahren bei 90% liegt. Die Familie wollte laut Yuri Verlinsky diese Form des Gens nicht an die nächste Generation weitergeben. Der Träger des fehlerhaften Genes war bei diesem Fall der 38 jährige Vater, der mit zwei und später mit 31 Jahren bereits zweimal an Krebs erkrankt ist. Vorerst wurde noch nicht berichtet, ob nach der Selektion und dem Transfer eine Schwangerschaft eingetreten ist oder nicht.

Selektionsmentalität mit nicht absehbaren Folgen

In der Meldung des British Medical Journal wird nicht angegeben, wieviele Embryonen gezeugt wurden. Gemäss einer umfangreichen Studie müssen bei der Präimplantationsdiagnostik durchschnittlich 74 Embryonen gezeugt werden, damit eine einzige Geburt erzielt werden kann. Sollte die Möglichkeit, Anlagen für Erkrankungen zu testen, die erst später einmal im Leben mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit auftreten, Akzeptanz finden, könnte dies nicht absehbare Konsequenzen haben. Werden in Zukunft Paare von Versicherungen gedrängt, sich genetisch untersuchen zu lassen? Werden sie möglicherweise sogar verpflichtet, PID durchführen zu lassen, falls sie Träger einer bestimmten Mutation sind? Werden solche Paare, die keine PID und PND durchführen wollen, möglicherweise für diese Unterlassung haftbar gemacht, wenn das Kind später an einer bestimmten Krankheit leidet?

Literatur

Gottlieb Scott, Scientists Screen Embryo for Genetic Predisposition to Cancer. British Medical Journal 322 (2001) 1505.