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05.11.2001 USA/Schottland

Neue Ergebnisse der Stammzellforschung - neue ethische Fragen

Experten der Firmen PPL Therapeutics aus Schottland und Advanced Cell Technology (ACT) in Massachusetts (USA) warten mit neuen Forschungsresultaten auf. Die Biotechfirma ACT, ist vor allem wegen ihrer Tabubrüche, wie der Erzeugung von Mensch-Rind-Embryonen und von geklonten menschlichen Embryonen zwecks Produktion von menschlichen Stammzellen berüchtigt. 

Stammzellen direkt aus Somazellen

Nun hat die Firma ein neues Patent (WO 01/00650) angemeldet. Die Forscher haben darin ein Verfahren beschrieben, mit welchem sich eine differenzierte Zelle (Somazelle) in eine Vorläuferzelle bzw. Stammzelle zurückversetzen lassen soll. Dazu wird in die Somazelle Plasma einer Eizelle, einer embroynalen Stammzelle oder von Zellen eines Embryos eingespritzt. Damit soll eine "Verjüngung" der ursprünglichen Somazelle erreicht werden. Damit ergäbe sich eine neue Quelle für die Produktion von menschlichen Stammzelllinien. PPL Therapeutics soll nach eigenen Aussagen ebenfalls in diesem Bereich forschen und will im kommenden Frühjahr mit ihren Ergebnissen an die Öffentlichkeit treten.Der Kommentar in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) geht entschieden zu weit: "Besorgte Bioethiker könnte dies freuen. Doch müssen sie fürchten, zumindest in der Stammzelldebatte arbeitslos zu werden." Der Text im Patent  (WO 01/00650) zeigt, dass eben nicht nur Eizellplasma, sondern auch solches von Embryonen verwendet werden soll. Zweitens stellt sich schon die Frage, wie weit zurück eine Somazelle mit diesem Verfahren verjüngt werden kann. Sollte sie die Entwicklungspotenz eines Embryos erlangen, käme ihr auch dessen Status zu. Weil die Ergebnisse noch nicht in der Form einer wissenschaftlichen Publikation vorliegen, ist eine zuverlässige ethische Bewertung des Verfahrens noch gar nicht möglich. Der Kommentar der FAZ ist in dieser Form voreilig und weckt falsche Hoffnungen.

Stammzellen aus Embryonen mit rein weiblichem Ursprung

Gemäss der FAZ verfolgt Advanced Cell Technology noch einen anderen, ethisch problematischeren Weg zur Gewinnung von Stammzellen. Dabei stützen sich die Forscher wohl auf die Ergebnisse von J.L. Hall, der allein aus weiblichem Erbgut Mausembryonen herstellte (Parthenogenese), daraus Stammzellen produzierte und Neuronen erzeugte. Bei Säugetieren hat ein solcher Embryo keine Chance sich über ein bestimmtes Stadium hinaus zu entwickeln. Doch dieses Stadium genügt, um solchen Embryonen Stammzellen zu entnehmen und damit verschiedene Gewebe zu erzeugen. Gemäss ACT sollen aus solchen manipulierten Eizellen bei Affen schon Dutzende von verschiedenen Zelltypen herangezüchtet worden sein. Dazu gehören Nerven-, Haut-, Herz- und Leberzellen. Die Katholische Kirche hat schon 1987 im Dokument 'Donum vitae' die Erzeugung menschlicher Wesen ohne Sexualität (Zwillingsspaltung, Klonierung und Parthenogenese) abgelehnt.


Externe Links

Schwägerl Christian, Strohhalme für die Ethik - Embryonen die keine sind: Die Forschung hat neue Ideen. FAZ 20. Okt. (2001) 41

Sylvia PagÁn Westphal, Beating the ban: Will embryonic stem cells made without embryos keep politicians happy? New Scientist, 6. Okt. 2001.